Berliner Slums

Diese Stadt ist einfach unglaublich: so voller Gegensätze…..

Noch vor zwei Tagen fahre ich durch Dahlem und sehe Villen, die mindestens einen Gärtner, Haushälterin, Kindermädchen und sogar Chauffeur inkludiert haben, und heute entdecke ich, mehr oder weniger zufällig, gleich mehrere „Slums“, mir fällt kein besseres Wort ein.

Mindestens vier solcher Barackensiedlungen habe ich gefunden, bei manchen hätte man sich mit empfindlicher Nase nicht nähern können, Müll, Fäkalien und was weiss ich noch stank bis zum Himmel. Ich bin in einige dieser „Siedlungen“ reingegangen, aber mit Fotos war ich vorsichtig, da oft am Eingang zu dem Gelände ein Schild stand, dass Touristen und Fotos nicht erwünscht sind. Deshalb zeigen die Bilder nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was ich sah. Und ich war zischen Ekel, Schock und Bewunderung darüber, dass Menschen so leben „können“.

Teilweise waren es Holzbretterverschläge, teils Zelte und teils alte Bauwägen, alle ohne Strom und Wasser. Ich sah, wie einige Bewohner Wasser mit Kanistern aus einem Haus gegenüber holten und sich dann im Hof wuschen.

Und mich wundert, dass die Stadt solche Ansiedlungen nicht schon längst niedergewälzt hat, es gibt wohl Pläne dafür, wie die Transparente zeigen, aber noch lassen sie die Menschen dort, wo sie sind und wohl auch bleiben wollen….

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Das ist offensichtlich eine „Roma-Siedlung“, wie ich an den Bewohnern erkennen konnte. Im Hintergrund ein neues, teures Wohnhaus, direkt an der Spree gelegen

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Das ist nur der Eingang zur Siedlung, drinnen traute ich mich nicht zu knipsen

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Schnell ein heimlich gemachtes Bild! Ja, da wohnt wer….

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Auf der Strasse vor der Siedlung, gleich um die Ecke renovierte und teure Wohnlage

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Aus diesem dürftig zusammengeflicktem Zelt kroch ein Pärchen, welches offenkundig obdachlos ist

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Dies ist ein Riesen Areal mit ca 40 Bauwägen, ich durfte nicht rein.

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Das ist keine Müllhalde, sondern ein Ausschnitt aus der Wagensiedlung (durch den Zaun fotografiert)

 

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Free Curvy, weil die Barackensiedlung in der Curvystrasse liegt.

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Vor der Bauwagensiedlung (Kreuzberg)

Hier die Transparente vor den Siedlungen….

Und das ein Blick vom ehemaligen Osten über die Spree rüber in den Westen, wo man auch die East-Side-Gallery sieht, die Reste der Mauer.

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Bis 1989 blickten die DDR Bürger hier in den unerreichbaren Westen….

Obwohl ich schon so oft in Berlin war und die Mauer -Geschichte recht gut kenne, schaudert es mich immer noch bei dem Gedanken, wie sich damals alles zutrug. Hier an dieser Stelle, wo ich stand, ertranken während des DDR Regimes 6 Kinder aus dem Westteil der Stadt beim Spielen im Wasser. Die gesamte Spree lag in der Zuständigkeit des Ostens,  die Westler trauten sich nicht, die Kinder zu retten, weil sie selber Gefahr liefen, dabei erschossen zu werden, weil sie ja die Grenze überschritten hätten…..

Erst ab 1975 gab es ein Abkommen, dass man als Westbürger Ertrinkenden helfen darf.

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Die OBERBAUMBRÜCKE (erbaut 1896): Seit der Ziehung der Sektorengrenzen nach dem 2 WK  in Berlin war die Brücke ein Übergang vom Bezirk Friedrichshain des sowjetischen Sektors in den Bezirk Kreuzberg im amerikanischen Sektor. Am 31. Oktober 1948 ereignete sich auf der Oberbaumbrücke mit der Ermordung desVolkspolizisten Fritz Maque (1898–1948) der erste tödliche Grenzzwischenfall nach der Spaltung der Stadt in Ost- und West-Berlin.

Bis  zum Tag des Mauerbaus am 13. August 1961 gab es regen Fußgängerverkehr von Besuchern und „Grenzgängern“ über die Brücke, doch ab nun war die Brücke für ALLE gesperrt.

Erst im November 1989 als die Mauer fiel, drängten sich 1000de Bürger über die geöffnete Brücke.

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Das YAMM, eine gemütliche Strandbar am Ende der East-Side-Gallery

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Heute bin ich alles mit dem Rad gefahren…. wozu es noch folgende Anmerkung gibt: hier kann man problemlos auf den Gehsteigen fahren, wenn es keine Radwege gibt, weil sie

a: sehr breit sind und

b: weil es niemanden stört, im Gegenteil: Fussgänger  weichen sogar gemütlich aus.

Und warum muss man teilweise auf den Gehsteigen fahren? Preisfrage!!

Weil es hier so viele Strassen mit Kopfsteinpflaster gibt, nicht mal die besten Mountainbikes wollen da fahren!

Am Nachmittag fand ich – wie fast alles heute – noch zufällig das Jugend-Widerstands-Museum, welches in der ehemaligen GALILÄAKIRCHE beheimatet ist. Regimekritische Jugendliche fanden in dieser Kirche Schutz und Unterstützung von einem sehr liberalen Pfarrer. Vor allem Punks, Rocker und Homosexuelle trafen sich hier zum Musikmachen und Reden. Hier durften sie ihren Unmut über die DDR offen aussprechen. War echt interessant, bekam sogar eine Privatführung, und das alles bei Gratis-Eintritt!!

Den späten Nachmittag beschloss ich mit einer 90 Minuten Einheit Bikram-Yoga.

Ein spannender Tag geht hiermit zu Ende. Grüss Euch alle ganz lieb….

PS: Über all dem vergass ich zu erwähnen, dass ich am idyllischen Maybachufer mit riesigem türkischen Markt und am Landwehrkanal entlangfuhr – nur der Vollständigkeit halber….weil es soll ja nicht so aussehen, als hätte ich heute nichts gemacht. 🙂